Die Jugendfeuerwehr Königshofen erkundigte sich, wie die Integrierte Rettungsleitstelle (ILS) Bayerischer Untermain funktioniert. Hier werden Hilfeleistungs- und Rettungseinsätze der Hilfeleistungsorganisationen – Rettungsdienste und Feuerwehr – gleichermaßen koordiniert. Mitarbeiter der ILS gaben dem Feuerwehr-Nachwuchs dabei auch Einblicke hinter die Kulissen, die der Öffentlichkeit sonst verborgen bleiben.
Die mit ihren Jugendwarten angereisten Floriansjünger erhielten zunächst von Roberto Zappi, dem stellvertretenden Wachabteilungsleiter der ILS eine Führung durch die ständige Wache in der Südbahnhofstraße in Aschaffenburg.
Die Feuerwehrjugend staunte nicht schlecht- in der großen Fahrzeughalle sind neben den Feuerwehr-Fahrzeugen der ständigen Wache ebenso die der freiwilligen Feuerwehr Aschaffenburg untergebracht. Zum Abschluss der Besichtigung des Geräteparks war die Fahrt auf der Drehleiter für die Jugendfeuerwehrler auch bei Nacht ein Pflichtprogramm.
Gesund und wohlbehalten gelangten alle wieder aus dem Drehleiterkorb auf die Erde. Nur bei den begleitenden Feuerwehrkameraden Hein und Römpp schlug die Drehleiter wegen eines – allerdings absichtlich herbeigeführten – Statikproblem Alarm. Drehleitermaschinist Zappi demonstrierte, dass auch ein so kompliziertes Einsatzgerät wie eine Drehleiter über mehrere Sicherheitssysteme verfügt, um Fehlfunktionen bzw. gefährliche Situationen zu verhindern.
Bei der Begehung der Atemschutzübungsstrecke der Einrichtung – sicherheitshalber bei eingeschaltetem Licht – fanden die interessierten Jugendlichen überraschenderweise ein wohnlich eingerichtetes Labyrinth vor, durch das sich die als Atemschutzgeräteträger ausgebildeten hauptamtlichen und freiwilligen Feuerwehrkräfte ein Mal im Jahr unter erschwerten Bedingungen durch kämpfen müssen.
Highlight der Veranstaltung war der Besuch der Einsatzleitzentrale, von dem aus die Einsätze in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg koordiniert werden. Der Königshofnener Kamerad Michael Eizenhöfer, selbst Einsatzsachbearbeiter der ILS, erläuterte, dass der eigentliche zentrale Raum nicht betreten werden könnte, da es sich bei der Einsatzleitzentrale um einen Sicherheitsbereich handelt, der nur von befugten und überprüften Personen betreten werden darf. Weil auch der reguläre Betrieb nicht gefährdet werden darf, konnten die angereisten Jugendlichen allerdings eine Demonstration am Schulungssystem erleben.
Dabei demonstrierte Eizenhöfer, wie Notfallmeldungen aufgenommen und Einsatzmittel teils automatisiert zugewiesen werden. Nachdem die probeweise Planung eines Sägewerkbrandes für die Jugendlichen zu langweilig war, wollten diese herausfinden, welche Einsatzmittel bei einem fiktiven Brand eines Atomkraftwerks im Kahlgrund aktiviert werden. Dabei beeindruckte zunächst, dass das EDV-System eine gefühlte Minute lang rechnen musste, um die entsprechenden Einsatzmittel wie Rettungswagen und Feuerwehrautos zusammenzustellen, nachdem dem System vorgegaukelt wurde, es gäbe im Kahlgrund ein Atomkraftwerk. Die versammelte Mannschaft staunte nicht schlecht- das Ergebnis umfasste mehr als eine Bildschirmseite zugewiesener Einsatzmittel.
Am Veranstaltungsende überraschte der ebenfalls anwesende Schichtführer Martin Schmitt insbesondere die Jugendwarte Christopher Hein und Jana Hufgard: „Eigentlich ist der Posten des Jugendwarts in der Feuerwehr wichtiger, als der eines Kommandanten.“ Sichtlich beeindruckt vom Interesse der vierzehn Jugendlichen lobte der auch als Kommandant der Dammbacher Feuerwehr tätige Schmitt, dass ohne die kontinuierliche, motivierende und fachlich anspruchsvolle Ausbildung der Jugendfeuerwehrfrauen und -männer keine aktive Wehr längerfristig Bestand haben würde. Wie bei den erwachsenen „Aktiven“ ist Motivation, Zusammenhalt und Kameradschaftsgeist unverzichtbar.
Begeistert und mit vielen neuen Eindrücken versorgt begab sich die Jugendfeuerwehr nach einer kurzen Stärkung wieder auf den Nachhauseweg, nachdem sie sich bei den Mitarbeitern der ILS für die ungewöhnlichen und spannenden Einblicke ausgiebig bedankt haben.