Ein rollender Markt der Möglichkeiten

Unverhofft kommt oft – vor allem bei der Feuerwehr. Auf unserem Rüstwagen fahren wir jede Menge Werkzeuge, Maschinen, Hilfsmittel und Technik durch die Gegend. Manches braucht man oft, anderes eher selten. Aber wir können jederzeit wegen jeder Spezialbeladung alarmiert werden. Deshalb kramen wir regelmäßig auch Gerätschaften hervor, die wir nicht alle Tage in der Hand haben. Schließlich wird von uns zurecht erwartet, dass wir die auch beherrschen, wenn wir nachts um 3 Uhr alarmiert werden.

Einsatzmöglichkeiten eines Flaschenzugs

Objekt unserer Betrachtung war am vergangenen Wochenende im Rahmen eines Übungssamstags für die aktive Mannschaft und die älteren Mitglieder unserer Feuerwehrjugend der Gerätesatz Flaschenzug mit diversem Zubehör. Was gehört alles dazu? Wo ist was im Fahrzeug verlastet? Wie wird das alles korrekt und vor allem sicher eingesetzt? Wo liegen die Belastungsgrenzen? Und vor allem: welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?

Gut, wenn man erfahrene Berufsfeuerwehrleute in der Wehr hat, die den Rest der Truppe praxisnah schulen können. Weil die Theorie allein nichts bringt, wurde im Anschluss alles spielerisch ausprobiert. Also, auf geht’s: Sitz- und Schultergurte oder die allseits beliebte Rettungswindel an und los ging es. Ein Fixpunkt wurde im Gebälk des Gerätehauses schnell gefunden und dann wurden alle Geräte zum Einsatz gebracht. Ein kleiner Exkurs in die Absturzsicherung und die Selbstrettung rundete die Ausbildung ab.

Zu den Einsatzsituationen, in denen der Flaschenzug zum Einsatz kommen kann, gehören auch Schachtrettungen. Enge, Dunkelheit und mögliche Gefahren durch Gase können solche Situationen verkomplizieren. Deshalb ging es nach der relativ lockeren Übung am Feuerwehrhaus direkt im Anschluss an einen Schacht im Ortsgebiet. Hier wurde ein Gang hochgeschaltet und die Praxiserfahrung noch einmal vertieft – haha, Wortspiel.

Dass die Übung zum Flaschenzug am Vormittag stattfand, zeugt von guter Planung. Denn in der Mittagspause wurden wir von Simon’s Spessartwild versorgt. Danach hätte der Flaschenzug das eine oder andere Kilo mehr heben müssen.

Zeitreise vier Wochen zurück

Auch an einer Einsatzstelle gibt es immer verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Deshalb haben wir uns einen realen Einsatz aus der jüngeren Vergangenheit herausgepickt und nachgestellt. Es wurden zusätzliche Ideen entwickelt, wie man auch hätte vorgehen können. Welche ist am schnellsten? Welche funktioniert am besten? Welche schont den Patienten bestmöglich? Zwar sind solche Entscheidungen Aufgabe von entsprechend geschulten Führungskräften. Aber wir sind eine freiwillige Feuerwehr und es kann Situationen geben, in denen kein Zug- oder Gruppenführer zur Verfügung steht. Deshalb ist es sinnvoll, dass alle bereit sind, im Ernstfall taktische Entscheidungen zu treffen.

Dreistufiges Ausbildungskonzept

Pro Jahr führen wir 4 solcher Übungssamstage durch. Sie sind Teil eines dreistufigen Ausbildungskonzepts. Inhalte werden zunächst geschult und ausgiebig erklärt. Danach findet eine praktische Übung statt. Im dritten Schritt muss die Truppe im Rahmen einer Einsatzübung einige Wochen später beweisen, dass sie das Gelernte auch unter Zeitdruck umsetzen kann. Das Konzept lässt sich sehr gut am Beispiel Grubenrettung darstellen. Hierzu fand Anfang des Jahres eine Ausbildung mit Übung statt. Vergangene Woche wurde die Thematik noch einmal einsatznah geübt.

Wir empfehlen trotzdem nicht in Gruben zu fallen und Schächte möglichst zu meiden.